Neulich in der U-Bahn auf dem Weg zum Reeperbahnfestival hörte ich unfreiwillig ein Gespräch zweier Jungs im Alter von etwa 10 – 12 Jahren mit. Sie sprachen von Bands wie Fickscheiße und Bambipunk. Das ließ mich aufhorchen. “Ey, Crystal Castles ist meine absolute Lieblingsband im Moment”. Sprich Bands, die man in dem Alter eigentlich nicht kennt. Nichtmal die meisten Menschen in meinem Alter ;). Totale Newcomer oder Underdogs eben, die auch nicht so eingängig sind, dass man in dem Alter Zugang zu findet.
Ich drehte mich um, um zu sehen wie alt die Typen sind, denn sie klangen sehr jung und war überrascht. Sie sahen aus als kämen sie direkt von der Insel. Enge Hosen, Lederjacke, spitze Lederschuhe, wie sie jetzt jede Indieband trägt, Nietengürtel, Buttons. Und wie gesagt höchstens 12 Jahre alt. Sie stiegen dann auch an der U-Bahn-Station St. Pauli aus und liefen Richtung Reeperbahn. Ob sie auch zum Festival unterwegs waren? Ich werd es nie erfahren. Im Molotow, wo der neueste heiße Scheiß aus Cool Britannia spielte, tauchten sie jedenfalls nicht auf.
Jetzt stellt sich mir die Frage, wo das noch enden soll, wenn heute schon Kinder Indie hören? Wie auch beim Wombats-Konzert gesehn. Da ist ein höchstens 12-jähriger gecrowdsurft. Da wünscht man sich doch still und heimlich Tokio Hotel zurück … Wo sind die eigentlich wenn man sie braucht?
da muss ich dir doch mal nen wenig widersprechen.
ich finde das sehr gut, wenn die jugend solche musik hört.
das ist mir deutlich lieber, auch wenn es, keine frage, auf konzerten ziemlich stört, da die meisten in diesem alter als alternative nur noch dä, rap oder gar noch schlimmeres sehen.
und die chance, das sie von dort aus abrutschen ist aus meiner sich deutlich größter!
btw, was ist eigentlich “Französischer Pop”? muss in fickscheisse mal mehr reinhören, ist auf anhieb garnicht mal so schlecht! (warum kommt sowas nicht mal als musiktip von dir 😉 )
ich bin da etwas gespalten. ich freu mich einerseits wenn schon junge leute qualitativ höherwertige musik hören, aber in dem fall ist es wohl bloß ein weiterer trend. mir scheint so als ob die jugend heut nur noch emo, aggro hip hop, indie oder charts-pop kennt. und man sieht leider auf den konzerten, dass die reife fehlt. von daher kann ich mich nicht so ganz darüber freuen ;).
an bandnamen wie “fickscheiße” oder “bambi punk” sieht man auch, dass die wohl nur wegen der kontroversen namen gehört werden. bambi punk ist imho crap, fickscheiße ok, aber für mich keinen musiktipp wert. crystal castles halte ich auch für überbewertet (die werden in england seit etwa 2 jahren gehypt). das nur mal so am rande ;).
geschmäcker sind zum glück verschieden, aber ich weiß nicht ob ich das diesen jungs so abnehmen kann, oder ob die nicht einfach nur anti sein wollen. anti gegenüber dem elternhaus, anti gegenüber den mitschülern, die hip hop oder chartsmucke hören. oder auch anti gegenüber die indie-bands hören, die im mainstream angekommen sind (wie eben die wombats).
französischer pop? ja also der klingt schon a weng anders als fickscheiße. manche bands erlauben sich einen scherz bei den genre-bezeichnungen ;).
wegen der bands gebe ich dir recht, bis auf fickscheiße sind die nicht so besonders. und auch diese sind nach dem zweiten hören etwas langweilig 🙂
ob nun die namen ausschlaggebend sind wage ich zu bezweifeln, denn solche kontroversen gab es doch schon immer.
das dieser punkt die fehlende refe noch weiter zum vorschein bringt ist trotzdem wieder verständlich.
und, da bin ich wieder ehlich, es ist mir egal ob sie diese musik hören weil sie anti sein wollen, dem ganzen mainstream quark gegenüber (wollen wir das nicht alle ein wenig? 😉 )
solange sie damit keinen stören, wie du es ja auch auf konzerten schon beschrieben hast, fände ich das in ordnung.
ja natürlich. im grunde ist es mir auch egal, es war nur so eine beobachtung, die sie für den blog anbot ;). und im zusammenhang mit dem wombats-konzert doppelt …
zu dem anderen punkt: nein, ich höre nicht die musik, die ich höre, weil ich anti sein will, sondern weil mir charts-mucke schlicht und einfach nicht mehr gefällt. manchmal wünschte ich, sie würde es, denn dann wäre vieles einfacher ;). und wie gesagt: indie ist nun auch im mainstream angekommen und wird im radio gespielt. wer wirklich anti sein will, hört death metal oder so ;).
na ich glaube das würden die death metal hörer auch nicht gern zu ohren bekommen 🙂
und ich muss sagen, anti ist vielleicht das falsche wort, aber aus überzeugung, ja fast aus trotz, kann man sagen, höre ich solche musik.
einfach um ein zeichen gegen diesen ganzen kommerz, die schlechte “musik” die im mainstream größtenteils läuf, vor allem jedoch gegen die aus meiner sicht grauenvollen textuellen inhalte die in moderner, gerade deutscher, rap musik häufig vorkommen, zu setzten, auch wenn das zeichen ziemlich klein ist und wahrscheinlich von keinem gesehen wird, egal! sonst bräuchte man auch nicht wählen gehen.
das mir diese musik zusätzlich noch sehr gut gefällt ist auch ein punkt dabei!
hm. kommt bei mir höchstens an 3. stelle. zunächst einmal muss mir die musik gefallen. aber ist schon so, dass ich mich unter gleichgesinnten wohler fühle ;). ob das jetzt nun als elitär gilt oder nicht, ist doch egal. hauptsache man hat spaß dabei und es gefällt einem. bringt ja nix wenn man sich den komplexen songs von radiohead ergibt, nur um nicht so zu sein wie die anderen, aber eigentlich gefällt es einem nicht … ;). ich denke, wir haben uns verstanden :D.
ich denke auch, dass der musikgeschmack sich bei den meisten menschen automatisch mit dem alter ändert. ab einem gewissen zeitpunkt ist einem die radiomusik dann doch zu primitiv. oder ist das nur bei einem geringen teil so? glaub ich nicht. zumindestens nicht die leute, die musik bewusst hören. für uns ist’s im moment der indie. für andere jazz oder klassik …
jop, wir ham uns verstanden! ::)
ob das nun an dem bewussten musikhören liegt oder nicht, gute frage!
was ist denn bewusst musik hören für dich? cds kaufen, auf konzerte gehen, neues entdecken oder einfach intensiver einzelne musikrichtungen/bands hören?
denn zummindest letztes ist meiner meinung nach doch teilweise noch im radio möglich (zum beispiel bei dem von dir angesprochenen jazz/klassik)
wenn wir das wort radiomusik durch chartmusik ersetzen geb ich sofort ruh, dann gibt es keinen diskussionspunkt mehr, aber wie du mich ja kennst hänge ich sehr an meinem radio 😉
Musik ist halt mehr als eine Musikrichtung. Deswegen sollte man auch das hören was einem gefällt und sich nicht einem Gerne unter ordnen.
da benutz ich einmal das wort “radio” :D. sonst immer “charts” (wobei auch in den charts manchmal gute musik landet ;)), da wird mir das gleich angelastet :(. ja, also ich mein das top 40-chart-gedudle, was allerorten läuft.
mit bewusstem musikhören meine ich, dass man genauer darauf achtet, was man hört und nicht einfach das radio laufen lässt um ein hintergrundgeräusch zu haben (wie viele leute im auto, küche, bad oder sonst wo). denen es egal ist, was da läuft, hauptsache es läuft und ist nicht zu kompliziert. chartsgedudel halt ;). dass diese “hits” alle gleich aufgebaut sind (verse-chorus-verse, und dies möglichst eingängig), wissen wir ja schon. und irgendwann wird man dem überdrüssig. oder auch nicht. und die meisten leute entnehmen sich dann eben einen musikstil, der sie besonders anspricht. bei mir wars eben der rock :).
aber ist auch nicht schlimm, wenn einem musik völlig egal ist. gibt’s ja auch genug. leute, die andere hobbys als musik haben.- sport z.b. :D. denen ist es auch egal, dass du dich von ihnen abgrenzen willst, weil sie diese charts-musik eh nicht so wahrnehmen wie du. denen reicht es eben wenn die immergleiche leier im CHARTradio oder in der disko gespielt wird.
@leuchtie: ja genau. das tue ich auch nicht, wobei ich derzeit wirklich hauptsächlich indie höre. allerdings nur, weil mir dieser musikstil gerade am meisten gefällt. kommt sicher auch wieder ne phase, wo ich härtere musik höre. und bisschen singer/songwriter höre ich ja nebenbei auch ;).
vielleicht aber ist das auch alles nur mühselig zu diskutieren, und das waren einfach bandmitglieder von 1000 robota 😉
hehe nein. die waren mind. 1 kopf kleiner! wirklich :).
na gut 😉
Am Anfang voll die schwierige Diskussion – Grundsatzfragen! Ich könnte jetzt in die Kerbe reinschlagen und sagen: Ihr seid nicht besser als die Mainstreamer, wenn ihr euch über sie aufregt, weil das tun die auch (sich über euch aufregen). Aber soweit will ich nicht gehen, weil’s einfach nicht so wichtig ist. Ich höre Musik und sage dann: “Das gefällt mir.” Das ist eine Meinung, mein Geschmack. Darüber kann man nicht streiten. Und wenn jemand Tokio Hotel, Fickscheiße oder weiß der Geier mag, na dann isses eben so. Was er damit bezweckt? Egal, oder?
nicht nur studenten dürfen indie hören, also hör auf, hier die schlaue zu spielen. die meisten studenten hören indie auch nur, weil es “cool” ist. schonmal was von “mir gefällt es!” gehört?
es gibt ja auch 10-jährige ärzte-fans, weil die eben deren musik geil finden.
da es heute aber das internet gibt, sind es eben nicht nur bands, die die älteren geschwister hören, sondern auch anderes, was man so selber findet. 😉
andererseits.. crystal castles und fickscheiße und wie sie alle doch heißen sind auch nicht das gelbe vom ei, aber wiederrum wird man von eben solchen menschen als “möchtegern” eingestuft, nur, weil man lieber art brut und franz ferdinand hört. mekrwürdig.
die meisten studenten hören indie nur, weil es cool ist? die musst du mir zeigen! ich habe andere erfahrungen gemacht.
und wenn du meine kommentare gelesen hättest, dann wüsstest du, dass es mir bei der musikwahl auch ausschließlich ums gefallen geht. wenn dem nicht so wär, würde ich jetzt crystal castles hören, weil die ja im moment so angesagt sind (und dennoch unbekannt genug um noch “cool” zu sein ;)).
was du am anfang der diskussion beschreibst ist leider die reinste FICKSCHEISSE,
ich meine das ist genau die einstellung die bei den ganzen achso toleranten oder alternativen leuten immer wieder gerne auffällt,
nur soweit tolerant und offen bis es anders ist als das was man selbst mag oder ist oder will
ok, ich sehe ein, es ist bei meinem ursprünglichen beitrag nicht ganz herauszulesen weshalb ich mich darüber amüsierte. es war die art wie sie darüber redeten und was sie redeten.
es schien ihnen wirklich nur um die coolness zu gehen. eben ihrem alter entsprechend. aber mühselig darüber jetzt noch weiter zu diskutieren.
grundsätzlich dürfen die kids ja auch indie hören, da hab ich nix gegen, aber dann bitte weil sie’s gern hören und nicht weils gerade trendy ist. und bitte auf konzerten nicht kreischen oder sonst wie hysterisch werden. und das ist mir eben zu oft untergekommen. eben auch bei dem erwähnten beispiel wombats. ich dachte echt ich bin auf nem boygroupkonzert, hab mich völlig fehl am platz gefühlt und konnte das konzert auch nicht genießen. in solchen momenten wünscht man sich eben ein etwas erwachseneres publikum. ich hoffe, das ist verständlich. ich tanze nämlich lieber als mir ein kreischkonzert anhören zu müssen und ständig geschoben und gedrückt zu werden. von der musik bekomm ich in solchen momenten nix mit.