Doreen Reichmann Photography

Ort: Ilha Grande, Overnativa Green Hostel
Zeit: 25.11. 20:05
Wetter: im Moment 22 °C, tagsüber sogar mal sonnig, dann wolkig, dann Regen (kein Tag ohne Regen bisher, Regenwald eben)

Ich betrachte mein Füße. Zu den vielen Mückenstichen gesellte sich heut noch ein saftiger Sonnenbrand und macht mich etwas bewegungsunfähig. Wegen dem Sand konnte ich mich an den Füßen nicht eincremen und das rächt sich nun. Ich hatte heut den ersten Faulenztag auf meiner Reise und es wurde auch mal Zeit nach all den anstrengenden Tagen, die ich per pedes zurückgelegt habe.
Ok, nicht 100%ig faulenzend, begonnen hatte ich den Tag Kajakfahrend mit Javier, einem Spanier, der in London lebt. Aber dann war es zu heiß für sämtliche Aktionen, also begaben wir uns mit einem Buch bewaffnet an den Strand.

Eigentlich wollten wir schnorcheln gehen, aber man wird als Brillenträger ganz schön diskriminiert, beides zusammen funktioniert nämlich nicht. Schade, dann wird das auch nichts mit dem Tauchen. Immerhin haben wir auf unserer Kajaktour eine Schildkröte auf dem Meeresgrund gesehn. Das Wasser ist hier so klar, dass man bis zum Grund schauen kann.

Den Tag ließ ich Kokosnuss-schlürfend in einem Liegestuhl fast ganz allein am Strand ausklingen. Ja, es geht mir noch immer gut :D. BTW: In Rio hatte ich ja zum ersten Mal eine Kokosnuss probiert (die werden dort alle paar Meter am Strand oder See verkauft, für 3 Real, hier Inselaufschlag, also 4 Real, umgerechnet knapp 2 Euro) und war überrascht über den Geschmack. Da ist keine Kokosmilch drin, sondern süßliches Wasser. Das ganze nennt sich dann Coco Gelado (zu deutsch “eiskalte Kokosnuss”) und ist ziemlich erfrischend und lecker.

Was ist noch so passiert? Ich bin nun den 4. Tag hier und es fühlt sich schon wie eine Ewigkeit an. Am Dienstag hatte ich mit Katharina eine kleine Wanderung zu einem Äquadukt und Wasserfall gemacht. Tags darauf musste sie leider schon abreisen. Da das Wetter nicht zu einem Strandtag einlud habe ich noch eine weitere, größere Wanderung gemacht (ca. 4 h hin und zurück). Außerdem muss ich ja meine müden Knochen auf den Torres del Paine-Trek vorbereiten.

Die Vegetation erinnerte mich an die Serra dos Orgãos und das Klima auch. Sehr humid, meine Brille beschlug sogar mehrmals wegen der hohen Luftfeuchtigkeit. Für Erfrischung sorgten wie in der Serra ein paar Bäche und als Belohnung ein einsamer Strand. Ich hatte vergessen meinen Bikini einzupacken, aber war nicht so schlimm, mich sah ja keine Menschenseele ;). Der Trail war auch ähnlich wie in der Serra, über viele Wurzeln und teils ziemlich steil, aber dennoch nicht so kräfteraubend. Allerdings ebenso rutschig. D.h. über rutschiges Blattwerk, rutschige Wurzeln und rutschige Erde, da es die Nacht zuvor ordentlich geregnet hatte und sowieso: Regenwald. Man muss also recht vorsichtig gehen, damit man nicht hinfällt, was mir 2 Mal fast passiert wäre.
Wer also wenig Zeit zur Verfügung hat kann sich die Serra dos Orgãos sparen und dafür 2 Tage länger für die Ilha Grande einplanen. Ich bin dennoch froh beides gemacht zu haben. War eine tolle Zeit in Teresópolis :). Hier ist es doch ein wenig touristischer. Ist zwar ein kleiner Ort und keinesfalls mit Mallorca oder so gleichzusetzen, aber doch recht international im Gegensatz zu Teresópolis. Dennoch kann man beides haben: Ruhe an einsamen Stränden (man kommt entweder per Boot oder mittels einer kleinen Wanderung durch den Regenwald hin) oder Party in den Bars und Hostels am Strand. Gestern Abend spielte z. B. wieder eine Reggae-Band im Che Legarto. Sehr nice. Insgesamt ist es sehr chillig hier.

Die Leute leben hier offensichtlich so friedlich, dass sich die zahlreichen Tiere gänzlich unbeeindruckt zeigen und so hat man Vögel zum greifen nah neben sich sitzen, auch tollen dutzende Hunde am Strand von Abraão oder direkt in Abraão herum. Meist liegen sie aber faul irgendwo im Schatten.

So wie ich gerade ;). Draußen donnert und schüttet es. Typischer Tropentag. Tagsüber ist es schwülwarm und abends ergießt sich der Himmel über die Insel. Nur die Nachrichten versetzen mich wieder zurück in die Realität. In Rio hat es in einer Favela (nicht die von mir besichtigte) eine Schießerei zwischen der Polizei und den zwei größten Drogenbanden gegeben. 13 Tote. Viele brennende Autos und Busse, Wer mehr wissen will. Die Polizei versucht offensichtlich in den Favelas aufzuräumen wenn ich das richtig verstehe. Wahrscheinlich für ein gutes Image bei der WM und Olympia. Bei mir hinterlässt es einen faden Beigeschmack. Rio ist zwar gefühlt 100.000 km entfernt, aber ich habe die Stadt als ziemlich sicher empfunden, selbst die besichtigte Favela und nun hört man wieder das, was man immer nur in den Nachrichten sieht: Gewalt und Schießereien in Rio. Aber keine Sorge, ich bin ja auf dem Weg nach Süden. Vorerst warten aber noch ein paar Strände auf mich :).

PS: Eigentlich sollten jetzt noch ein paar Fotos folgen, aber die Verbindung ist gerade so lahm, dass der Upload Stunden dauert (Uploadgeschwindigkeit gerade 0,7 KB/s).

PS: hier sind sie!